10 Jahre ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit im Malteser Hospiz-Zentrum Hamburg

Kunstaustellung „natürlich:ICH“

Fünf junge Menschen mit und ohne lebensverkürzende Erkrankung im Alter zwischen 15 bis 27 Jahren haben ganz besondere Kunstwerke entstehen lassen und auch gleich einen passenden Titel für die Ausstellung gewählt – „natürlich:ICH“. Im Fokus stehen Naturmotive in ganz unterschiedlicher Umsetzung – abstrakt und konkret, gemalt, gezeichnet und fotografiert. Neben den Motiven sollen ebenfalls die Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt stehen, mit ihrer Geschichte, ihrem Zugang zur Kunst und ihrer Perspektive auf die Hospizarbeit.

Digitale Eröffnung der Kunstausstellung am Donnerstag, 14. Oktober um 18 Uhr
Eine der ausstellenden Künstlerinnen, Gloria Garrels, wird an diesem Abend Einblicke in ihr künstlerisches Tun geben. Die leitende Koordinatorin Ramona Bruhn-Tobler und die ehrenamtliche Begleiterin Ulrike Schüchler informieren über die ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit. Die Veranstaltung findet in digitaler Form von 18 bis 19:30 Uhr statt. Anmeldung per E-Mail an hospiz-zentrum.hamburg@malteser.org oder unter 040-603 3001.

Die Ausstellung kann während der Hamburger Hospizwoche vom 9. bis 17. Oktober 2021 im Malteser Hospiz-Zentrum (Halenreie 5) nach vorheriger Anmeldung besucht werden.


Die Künstlerinnen und Künstler hinter den Werken


Stimmen begleiteter Familien

"Das Positive an meiner Krankheit ist, dass wir uns kennengelernt haben." 
Josephine, 26 Jahre

"Hospice care means support, playtime and relief for us. Gitta is an extended part of our family, we have no relative living in Hamburg, and we always look forward for her coming to our place to play and interact with our little daughter. Gitta is always full of positivity, energies and sunshine, which we need so much especially during the super challenging time. As the parents with a special need child who have so many battles to fight and are so busy and exhausted from trying to keep up with the daily demands and schedules, we are grateful that Gitta’s visit allows us to concentrate and get those necessary tasks done, or to just take in a little moment of much needed time out. We are so grateful for her ongoing support and company, it means a lot to us.”
Familie A.

„Die Besuche sind für mich schön.“
Fynn, 15 Jahre

„Die Besuche von Wolfgang sind für mich fröhlich und spaßig!" 
Miko, 10 Jahre

„Die Begleitung von Hemma auf meinem Lebensweg ist von sehr großem Wert für mich. In ihr habe ich ein offenes, treues Gegenüber, das mit mir zusammen durch alle Höhen und Tiefen meiner Entwicklung schreitet. Hemma ist jetzt seit 10 Jahren eine Konstante in meinem Leben, die mir Sicherheit und Halt gibt, egal, was um mich herum und in mir passiert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.“ 
Gloria, 27 Jahre

"Kinderhospizarbeit bedeutet für uns, eine Insel der Entlastung, ein Hauch Leichtigkeit, und eine wertvolle Bereicherung für unsere Familie."
Familie R.

„Kinder- und Jugendhospizarbeit bedeutet für uns Entlastung, Kraft tanken, wundervolle Ansprechpartner, Auszeit für uns, wertvolle Zeit und Erlebnisse für die Familie, immer wieder schöne Überraschungen, unglaubliche Unterstützung, unbezahlbare Momente, das Gefühl nicht alleine zu sein, das Beste was uns bei dem schlimmen Schicksal passieren konnte, immer wieder neuen Mut finden, glückliche Augenblicke, wieder lachen können,…
Die Kinder- und Jugendhospizarbeit ist ein Segen für uns und für so viele Menschen. Danke!“ 
Familie M.

„Die Besuche von Larissa sind wundertoll!"
Sarah, 14 Jahre

„Uli und Astrid sind für mich enge Freundinnen. Ich kann über alles mit ihnen reden und sie hören mir ganz gut zu und wenn ich brauche, dann beraten sie mich. Ich liebe sie.“
Parisa, 21 Jahre


Was der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst macht

Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser in Hamburg bietet seit 2011 lebensverkürzend erkrankten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ihren Geschwistern und Eltern sowie Kindern schwer erkrankter, sterbender Eltern Unterstützung und Entlastung durch Beratung und Begleitung.

Die Familien werden individuell nach ihren Bedürfnissen von geschulten ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleitern unterstützt. Zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen sind verlässliche, beratende Ansprechpartner für alle Beteiligten.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite unseres Kinder- und Jugendhospizdienstes


Zu Besuch bei Magdalena und ihrer Sterbebegleiterin Kirsten

Hamburg. Reiten, Schwimmen und Musikhören zählt Magdalena Paul zu ihren Hobbies. Die 14-Jährige geht gern einkaufen, sie sammelt Handtaschen und Lippenpflegestifte oder lässt sich die Nägel lackieren. Darin unterscheidet sie sich wenig von anderen Teenagern. Doch Magdalena sitzt im Rollstuhl, ihr rechtes Bein, der rechte Arm und die Hand sind gelähmt. Die Hamburgerin ist mit nur 24 Wochen viel zu früh geboren worden. Damals wog sie nur 495 Gramm, ungefähr so viel wie fünf Äpfel. „Ich habe sechs Monate lang im Kinderkrankenhaus gewohnt. Ich bin dort einfach nicht weggegangen, das hat uns beide gerettet“, sagt Magdalenas Mutter und blickt stolz auf ihre Tochter. Die Ärzte sagten ihr, dass Magdalena nicht durchkommen werde. Als Neugeborene musste sie viele Operationen ertragen. Seit dem zweiten Lebensjahr hat Magdalena eine spastische Lähmung.

Das aufgeweckte Mädchen mit den braunen Zöpfen hat eine besondere Freundin, Kirsten Knut, ihre Hospizbegleiterin vom Malteser Hilfsdienst. Die 62-Jährige besucht Magda seit 2016 samstags oder sonntags für circa drei Stunden, in den Ferien kommt sie auch unter der Woche bei Familie Paul in Hamburg-Bramfeld vorbei. Ein Kurs für angehende Hospizbegleiter und ein vertiefender Kurs für die Arbeit im Kinder- und Jugendhospiz-dienst, gefolgt von einem zehnwöchigen Praktikum im Kinderkrankenhaus hat sie auf ihre Aufgabe vorbereitet. Für Bianca Paul war das anfangs keine so einfache Sache, denn „man lässt einen fremden Menschen in das Zuhause und ins Leben. Die Sympathie muss stimmen und derjenige in unser Leben passen.“

Magda genießt die Zeit mit Kirsten Knut. „Ich mag es, dass ich immer mit ihr lachen kann.“ Während die beiden spazieren gehen, über einen Flohmarkt streifen, den Nachbarshund besuchen oder lauthals singen, kocht Bianca Paul Mittagessen, erledigt die Einkäufe oder räumt den Keller auf. Die 55-Jährige kommt ursprünglich aus der Modebranche, ist aber nicht mehr berufstätig, da sich das nicht mit der Pflege ihrer Tochter vereinbaren ließ. Magda hat den höchsten Pflegegrad, die beiden leben vom Jobcenter. „Ich habe genügend Arbeit“, sagt Bianca Paul. Es sei viel bürokratischer Aufwand, immer wieder Rezepte und Atteste einzuholen, Bedarfe nachzuweisen sowie immer neue Anträge an die verschiedenen Ämter zu stellen.

Kirsten Knut arbeitet drei Tage pro Woche in einer Kinderarztpraxis, hat zwei Enkel und besucht Magda in ihrer Freizeit. „Ich könnte an den Wochenenden auch im Garten arbeiten, aber die Besuche machen mir einfach Spaß“, sagt sie. Die Volksdorferin eröffnet Wege, damit Bianca Paul zwischendurch zum Durchatmen kommt. „Ich denke mir immer etwas Neues aus, was wir machen können. Letztes Mal habe ich frische Erbsenschoten gekauft, die wir dann gemeinsam im Park gefuttert haben. Das hat Magda gefallen.“ „Ehrenamtliche haben viel Anerkennung verdient“, sagt Magdas Mutter. Während sie sich mit einer Bekannten unterhält, schauen sich Kirsten Knut und Magda das Buch „Michel in der Suppenschüssel“ an. Während die Ehrenamtliche vorliest, streicht Magda ihr liebevoll übers Haar. „Ich hab‘ Kirsten lieb“. „Ja, wir verstehen uns, das passt“, sagt Kirsten Knut und lächelt Magda an.