Eine starke Medienpräsenz hatte im Dezember dafür gesorgt, dass das Kieler Kältebus-Team um Koordinatorin Henriette Hirnstein rund 40 neue Ehrenamtliche gewinnen konnte. Unter den zahlreichen neuen Helfern war auch Internist Dr. Stephan Leiting, der die Idee eines Arztmobils, die es innerhalb des Kältebus-Teams schon länger gab, gemeinsam mit dem Kieler Stadt- und Diözesanarzt Björn-Thore Hansen und Henriette Hirnstein in die Tat umsetzte.
Das Kältebus-Team habe in der Kieler Obdachlosenszene schon viel Vertrauen aufgebaut, ein ambulantes medizinisches Angebot habe bisher aber gefehlt und entsprechend schnell hätten die Menschen offen auf das Malteser Arztmobil reagiert, so Leiting. „Natürlich müssen aber Schamgrenzen erstmal überwunden werden“, erzählt der Kieler Arzt. Viele Wohnungslose erwähnten immer wieder, sie seien doch dreckig und hätten Scheu sich behandeln zu lassen. „Ein Großteil der Krankheitsbilder sind nicht heilende Wunden, krasse Wunden, die man sonst so nicht sieht.“ Aber auch Rückenschmerzen durch die Kälte und das andauernde Schlafen auf dem Boden quäle die Menschen, so der Mediziner.
Den Patienten auf der Straße müsse man leichte Lösungen anbieten, Medikamente geben, die unkompliziert einzunehmen seien, besonderes Verbandsmaterial verwenden, das lange auf der Wunde bleiben könne und auch bei feuchtem Wetter gut anwendbar sei. Auch wenn Stephan Leiting erst kurz für die Malteser Kiel unterwegs ist, fühlt er sich bereits jetzt reich beschenkt: „Man kann es ja schlecht beschreiben, wenn man es nicht erlebt hat, was die Menschen einem wiedergeben, diese Herzlichkeit und Bescheidenheit, die einen wirklich beschenkt, auch dann, wenn man nach dem Einsatz zu Hause unter der warmen Dusche steht und denkt: Man hab‘ ich es gut. Da empfinde ich Dankbarkeit für Selbstverständlichkeiten, die ich sonst gar nicht wahrgenommen habe.“