Katastrophenschutzübung am Rostocker Überseehafen

Gemeinsam für den Patienten: Malteser, DRK und Notärzte im Einsatz
Kräfte der Berufsfeuerwehr Rostock empfangen Fährpassagiere an der Hafenkante.
Notarzt Dr. Johannes Ehler bei der Behandlung eines Patienten
Müde, aber glücklich: die Sanitäter der Malteser Rostock. Fotos: Stefanie Langos

Rostock. Kurz nach 17 Uhr schrillt der Alarm bei den Einsatzkräften. Jeder Helfer im Katastrophenschutz wird von der Leitstelle der Rostocker Berufsfeuerwehr per Anruf alarmiert, wer nicht ans Telefon geht, erhält zusätzlich eine SMS. Auf der Fähre vom dänischen Gedser nach Rostock ist ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen. Es gibt gut 70 Verletzte. 

Rund 140 Rettungskräfte sind am vergangenen Montagabend, 28. Januar im Rostocker Überseehafen bei einer großen Havarieübung im Einsatz, bei dem die Feuerwehr auf der Überfahrt einen Brand bekämpft, während Rettungskräfte und Katastrophenschützer der Malteser und des Deutschen Roten Kreuzes an Land die Rettung der Menschen üben. 

Gegen 18:10 Uhr fahren 20 Ehrenamtliche der Malteser, darunter zwei Ärzte, mit Blaulicht und Martinshorn von der Dienststelle in der Nähe des Rostocker Hauptbahnhofs rasant in Richtung Überseehafen. Dort informiert die Einsatzleitung der Feuerwehr die Helfer über das, was sie erwartet. Die in Brand geratene Fähre ist eine ganz normale Linienfähre. „Das ist eine logistische Herausforderung“, sagt Stefan Kieckhöfer, Sprecher der Feuerwehr Rostock. Es ist die erste Übung dieser Art im Rostocker Hafen, wie er sagt.

„Es gibt keine geschminkten Mimen, es geht allein um die Versorgung“, so André Morgenstern von den Maltesern. Er leitet das Zelt für die Behandlung der Schwerverletzten. Während die Fähre noch auf dem Weg in den Hafen ist, bauen die Malteser ein Zelt für Schwer- und eines für Schwerstverletzte auf. Gegen 20:20 Uhr bringen Rettungskräfte die ersten Schwerstverletzten in die Behandlungszelte. Eine rote Karte hängt um den Hals eines 38-Jährigen. Er trägt eine Mütze mit der Aufschrift „Crew FS Berlin“. Rettungskräfte haben ihm eine Infusion gelegt, er wird mit Sauerstoff versorgt. „Wir brauchen hier einen Rettungswagen, der den Mann zum Hubschrauber bringt“, sagt Notarzt Dr. Johannes Ehler. „Der Patient hat starke Verbrennungen im Gesicht und Halsbereich. 40 Prozent seiner Haut sind verbrannt. Deshalb haben wir ihn in Narkose versetzt. Er muss in ein Verbrennungszentrum ausgeflogen werden“, so Ehler.

Die Organisationen arbeiten Hand in Hand
„Die Einsatzkräfte werden so eingeteilt, wie es taktisch sinnvoll ist und nicht danach, wer von welcher Organisation kommt“, erklärt André Morgenstern von den Maltesern. „So versorgt unser Ortsarzt heute im Zelt des DRK leichtverletzte Patienten, weil er Hausarzt ist. Bei den Schwerverletzten arbeiten wir mit einem Notarzt aus dem Rettungsdienst zusammen." Und schon wird der nächste Schwerverletzte auf einer Trage ins Zelt geschoben. Auch er hat einen roten Anhänger um den Hals. Der Passagier ist nach eigenen Angaben eine Treppe herabgestürzt. Dr. Ehler untersucht ihn und stellt eine Ober- und eine Unterschenkelfraktur fest. Auch sein Weg führt in eine Klinik. Zehn Schwerstverletzte versorgen die Helfer. Die Übung sei für ihn besonders, so Medizinstudent Paul Klinitzke, weil es anfangs eine Art Chaosphase gebe, „die wir dann ruhig und analytisch abarbeiten, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Patienten zu behandeln.“

Kurze Zeit später nähert sich auch noch eine Rettungsinsel der Hafenkante. Darin sitzen gut 60 leicht und unverletzte Passagiere, die in Wahrheit Mitarbeiter der Reederei sind. Beiboote der Fähre ziehen die Insel an Land. Auf der Fähre wurden sie nach der Schwere ihrer Verletzungen eingeteilt, damit die Rettungskräfte schnell erkennen, wer zuerst von Bord muss. An Land warten Ärzte mit einer weiteren Voruntersuchung auf die Passagiere und verweisen sie an eines der Behandlungszelte oder an Helfer, die in einem Bus nichtverletzte Passagiere mit Decken und heißem Tee versorgen. Gegen 22:30 Uhr sind die letzten Patienten versorgt, für die Helfer beginnt das Aufräumen. Nach einer deftigen Gulaschsuppe in der Feuerwache geht es für die Malteser zurück zur Dienststelle.

Für den 32-Jährigen David Beumer ist es die vierte Katastrophenschutzübung. Er leitet das Team der Malteser und ist zufrieden. „Die Truppe hat sehr gute Arbeit gemacht.“ Es gibt nur ein paar Kleinigkeiten, die er mit seinen Leuten noch besprechen will. „Wir sehen viele Verletzungen, aber wir wissen, dass es eine Übung ist. Trotzdem nehmen wir viele Erfahrungen mit und merken, wo unsere Stärken und Schwächen sind und lernen, die zu verbessern. Wir haben heute besonders die Zusammenarbeit mit anderen Einsatzkräften geübt, weil das nicht unser Alltagsgeschäft ist“.

 


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