„Wir haben wie am Fließband gearbeitet“

Christian Töller schöpfte aus dem Vollen. Foto: Andreas Kröppelien

Lübtheen. Eigentlich hatte sich Christian Töller aus Lüdershagen seinen Urlaubstag am Mittwoch, 3. Juli ganz anders vorgestellt. Seine Frau und er hatten auf ihrem Ponyhof gerade 13 Kinder zu Besuch. Trotzdem entschied sich der Einsatzsanitäter der Rostocker Malteser, in Lübtheen auszuhelfen und die Einsatzkräfte zu versorgen. 

Normalerweise kümmert sich Christian Töller um die medizinische Versorgung von Teilnehmern und Zuschauern großer Veranstaltungen. Doch während des Großbrandes um Lübtheen waren auch Helfer gefragt, die sich um das leibliche Wohl der Einsatzkräfte kümmern konnten. Als Töller mit vier weiteren Malteser-Helfern aus Rostock und zwei Kollegen aus Wismar am frühen Mittwochabend in Lübtheen eintraf, war keine Zeit für eine Einsatzbesprechung. Die Ehrenamtlichen lösten direkt ihre Kollegen ab, die gerade dabei waren, 500 Portionen schwedischer Fleischbällchen in Aluschalen abzufüllen. „Unsere Kollegen hatten schon tiefe Ränder unter den Augen und waren froh, dass wir da waren. Sie hatten eine 14-Stunden-Schicht hinter sich.“ 

„Wir haben wie am Fließband gearbeitet“
Am Abend wärmte Christian Töller mit seinen Kollegen Dosen-Kartoffelsuppe in der mobilen Feldküche der Malteser Wismar auf, was bei 500 Portionen gut eineinhalb Stunden dauerte. „Wir haben wie am Fließband gearbeitet, gespendete Würstchen kleingeschnitten und hinzugefügt. Zum Schluss hat jeder einen Handschlag getan: Ich eine Kelle Suppe in die Schalen, ein anderer legte den Deckel drauf und ein weiterer hat sie verschlossen“, so der 50-Jährige. Das Verteilen der Mahlzeiten übernahm das DRK. 

Einsatz mit Herausforderungen
Eine der Herausforderungen sei gewesen, dass die Köche oft nicht wussten, wie viel Essen in welchem Einsatzabschnitt benötigt wurde. „Die Einsatzkräfte waren fast überversorgt. Durch drei warme Mahlzeiten und viele Lebensmittelspenden der Anwohner und lokaler Unternehmen war mehr als ausreichend zu Essen da.“ So seien auch wieder Mahlzeiten zurückgekommen, über die sich dann die Kräfte von Feuerwehr, Bundeswehr und THW in der Nacht gefreut hätten. 

Die Stimmung sei gut gewesen, die organisationsübergreifende Zusammenarbeit, etwa mit dem DRK oder der Bundeswehr, habe gut funktioniert. „Beim Kontakt mit den Feuerwehrleuten habe ich eine ganz große Dankbarkeit gespürt. Sie waren schon für einen heißen Kaffee dankbar.“

„Als ich gehört habe, wie die Lage immer schlimmer wurde und die ersten Dörfer evakuiert werden mussten, wollte ich unbedingt helfen. Es war besonders, Teil des Ganzen zu sein. Man trägt dazu bei, dass andere ihren Job machen können. Auch wenn wir nicht direkt an der Front waren, war das doch sehr wichtig. Man sagt, die Moral sinkt mit der Qualität des Essens. Wenn es beispielsweise zu spät oder kalt ankommt, dann ist schnell die Motivation im Keller. Aber wir haben das alle sehr gut hinbekommen. Wir Rostocker sind in den Katstrophenschutz in Mecklenburg eingebunden und sehr stolz darauf. Wenn so etwas passiert, sind wir alle heiß darauf, zu helfen.“


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