Kar- und Ostertage – Spiegel menschlicher Erfahrungen

Foto: piqsels

Liebe Malteserinnen und Malteser,

mit dem vergangenen Palmsonntag sind wir in die heilige Woche eingetreten. Wir haben des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht und blicken in diesen Tagen auf sein Leiden und seinen Tod, bis hin zu seiner Auferstehung in der Osternacht.

Ich glaube, dass das, was sich hier in einer Woche ereignet, ein Spiegel für das sein kann, was wir Menschen in unserem ganzen Leben immer wieder erfahren.

Denn auch in unserem Leben gibt es Palmsonntage. Zeiten in denen wir uns geliebt und angenommen fühlen. Wo wir anderen nah sind und andere uns nah sein wollen. Wir fühlen uns wertvoll und glücklich, vom Leben geliebt.

Denn auch in unserem Leben gibt es Gründonnerstage. Nach erlebtem und geteiltem Glück müssen wir erfahren, wie uns geliebte Menschen, denen wir „die Füße gewaschen“ haben und mit denen wir „das Brot des Lebens“ geteilt haben, uns ent-täuschen, sich abwenden, uns verraten für „ein paar Silberstücke“. Wie uns Menschen auf den Kreuzweg schicken.

Denn auch in unserem Leben gibt es die Karfreitage. Krankheiten des Körpers und der Seele. Wir sind verzweifelt, fühlen uns allein, verlassen, krank und hilflos. Niemand ist mehr da, der mit uns Wege geht. Schmerz, Einsamkeit und Tränen. Es gibt keinen Ausweg mehr. Wir sind am Ende. Manchmal erwarten uns Zeiten im Leben, die uns zu-Grunde-gehen lassen. Zeiten, in denen wir meinen, so nicht weiterleben, nicht mehr weitergehen, weiteratmen zu können, weil uns alles zu eng wird.

Denn auch in unserem Leben gibt es die Karsamstage. Grabesruhe. Nichts bewegt sich mehr. Eingefangen in den engen Mauern der Verzweiflung, der Monotonie, des Funktionierenmüssens, auch wenn eigentlich schon gar nichts mehr geht. „Ist das überhaupt noch Leben? Das kann doch noch nicht alles gewesen sein?“ Und tief in uns die Sehnsucht und der Hunger nach Liebe, Glück, Geborgenheit, Schmerzfreiheit. „Gibt es vielleicht doch noch Hoffnung?“

Ja, Gott sei Dank, denn es gibt auch den Ostermorgen in unserem Leben. Wir haben schwierige Zeiten durchgemacht, gelitten verzweifelt geliebt. Kreuzwege sind wir gegangen, unsere Pläne wurden durchkreuzt, Türen fielen zu, andere Türen öffneten sich zu hellen und lichten Räumen. Unser Blick hat sich geweitet und wir schauen verstehend auf das, was uns zuvor noch unverständlich war und uns geängstigt hat. Wenn das geschieht, dann ist Ostern, dann ist Auferstehung.

Auferstehung aus den Sorgen und Ängsten des Lebens, die die Sicht auf die Schönheit und Wirklichkeit unseres Seins verstellen.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Thomas Kleibrink, Diakon


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