Liebe Malteserinnen und Malteser,
neulich habe ich, eher durch Zufall, eine Reportage mit dem Titel „Klosterküche“ gesehen, die aus dem Kloster Lage in der Nähe von Osnabrück gesendet wurde. Die Geschichte dieses Klosters ist übrigens eng mit dem Malteserorden verknüpft; aber das nur am Rande erzählt.
Heute beherbergt es eine kleine Gruppe von Franziskaner-Mönchen. In diesem Kloster gibt es seit Jahrhunderten eine Tradition. Jeden Freitagabend wird ein übermannshohes und einhundertfünfunddreißig Kilogramm schweres Kreuz von Freiwilligen um die Kirche herumgetragen. Das ist richtig Arbeit! Dazu wird gebetet und gesungen. Diese sogenannte „Lager Kreuztracht“ hat den Hintergrund, dass Menschen für eine Weile symbolisch die Last anderer Menschen auf sich nehmen.
Und belastende Situationen gibt es gerade in diesen Zeiten genug! Eine der Kreuzträgerinnen wurde gefragt, warum sie das tut. Ihre Antwort war berührend: „Ich trage mit am Kreuz, für eine schwerkranke Freundin; … und ich möchte mithelfen, den zu tragen, der uns alle trägt.“
„Den tragen, der uns alle trägt“ – Am Fronleichnamstag tragen wir den Herrn in Gestalt des gewandelten Brotes durch unsere Orte. Tragen wir ihn wirklich? Sind wir nicht eher die Getragenen und vor allem Gehaltenen?
Ich wünsche uns, dass wir besonders am Fronleichnamstag, aber auch an allen anderen Tagen, es immer besser schaffen: Wo Not und Leid sind, hinzusehen und mitzutragen und zu ertragen, weil wir selbst Getragene sind.
Diakon Thomas Kleibrink