"Das hat mich sehr geerdet" - helfen im Ahrtal

Ahrensburg/Windhagen. „Wir hatten eine Gulaschkanone dabei und wären in der Lage gewesen, ganz ganz viel zu kochen“, sagt Florian Kutzke, der als Teil der sogenannten "SEG Betreuung" für die Malteser Ahrensburg im Hochwassergebiet im Ahrtal war. Er war einer von acht Helfern von den Maltesern Ahrensburg, die über zwei Wochen verteilt Katastrophenhilfe geleistet haben. Die Ehrenamtlichen haben dabei die Bevölkerung morgens und abends verpflegt. Dabei hätten sie die Mittagessen zum Teil gekocht, zum Teil koordiniert und ausgegeben. Zwei Gastwirte vor Ort hatten den ganzen Tag die Küche offen. Der eine hat die Feuerwehr versorgt und der andere hat Einsatzkräfte und Bevölkerung versorgt: "So dass wir am Ende des Tages nur noch gute 100 Portionen gekocht haben für die Feuerwehr ein Dorf weiter und für die Bundeswehr“, so Kutzke.

Die Ahrensburger Malteser hätten immer geschaut, dass ausreichend Essen dagewesen sei. „Wenn der Gastwirt nichts mehr hatte, haben wir ausgeholfen. Ansonsten haben wir ganz ganz viel mit Spenden gekocht. Es gab eine sehr hohe Spendenbereitschaft.“ Die Katastrophenschützer haben die im rheinland-pfälzischen Insul und Schuld eingesetzte Bundeswehr versorgt. „Die Herausforderung war – das Essen zubereiten war sicherlich eine Herausforderung – und zweitens, dass man sich immer was zu essen holen kann bei dem Anlaufpunkt. Uns war wichtig, dass wir fast den ganzen Tag etwas zu essen da haben.“ Vier Stunden Frühstück, drei Stunden Mittag und vier Stunden Abendessen bereitstellen, war die Aufgabe der Ehrenamtlichen: „Quasi, wann immer Helfer vorbeigekommen sind, dass sie anhalten und sich etwas zu essen holen konnten.“

Anfragen nach Unterstützung für die Region hätten einen Vorlauf von acht bis zwölf Stunden gehabt. Die Helfer mussten also innerhalb von acht bis zwölf Stunden mit ihren Arbeitgebern klären, ob sie entbehrlich sind. Das erste Helferkontingent hatte zunächst kein maximales Zeitlimit. Fünf bis sechs Tage galten als „wahrscheinlich“.

Kutzke ist im Rettungsdienst tätig. „Das war natürlich eine große Herausforderung, sich ausgerechnet in einem Bereich loszueisen, der im Prinzip systemrelevant ist und wo man im Prinzip nicht weg kann.“ Dass es richtig ernst werden kann, das kennt der 30-Jährige auch aus dem Rettungsdienst. Etwa, wenn es viele Verletze gebe. „Aber das ist alles überhaupt kein Vergleich zu dem, was wir da in Schuld erlebt haben.“ Die Lagen im Norden seien normalerweise sehr begrenzt. Sie könnten mal vier, fünf Stunden dauern oder auch mal zwölf Stunden. „Aber dass wir so viele Tage eingesetzt sind, das ist schon sehr, sehr besonders.“ „Ich habe schon viel gesehen beruflich, aber dass so eine hohe Anzahl an Existenzen einfach weggespült wird, das war schon sehr beklemmend.“ Und, dass es nach einer Woche noch so aussehe in einer hoch zivilisierten Gesellschaft, das sei schon sehr sehr beeindruckend gewesen. „Das hat mich sehr geerdet.“ Er möge gar nicht daran denken, wie es woanders aussieht, wo die Gesellschaften nicht so hochtechnisiert seien wie in Deutschland. Geholfen habe, dass sie wohlwollend in der Region aufgenommen wurden: „Wir haben eine große Dankbarkeit in der Bevölkerung erlebt.“

Je eine Woche hätten die Helfer in Schuld im Pfarrgemeindeheim gewohnt, das noch intakt gewen sei. Es habe einen Raum für die Ahrensburger Einsatzkräfte gegeben und sie hätten noch ein Zelt aufgebaut und Feldbetten eingerichtet. Nach den Erfahrungen im Ahrtal müssen die Helfer jetzt wieder in ihren Alltag im Norden zurückfinden. Auch das wird wohl nicht so leicht werden.


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